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Beitrag vom 23.03.2017
Izo Fitzroy - Skyline
Silvy Pommerenke
Soul und Funk vom Feinsten: Izo Fitzroy ist eine absolute Entdeckung und dem Label Jalapeno sei gedankt, dass es diese unglaubliche Musikerin unter Vertrag genommen hat. Energetisch, rau und ehrlich geht es bei der Londonerin zu und lässt gar nichts, aber auch wirklich gar nichts vermissen!
Ihre Vorbilder sind Janis Joplin - von der Rauheit der Stimme steht sie der Texanerin in nichts nach -, Bill Withers, Otis Redding oder Prince und natürlich die kreativen Köpfe von Motown-Record. Die zeitgenössischen Einflüsse sind für sie Jane Monheit (was ein wenig erstaunt) und Lalah Hathaway (was definitiv zu ihrem Soul-Programm passt). Die Dynamik, die sich in den Songs von Izo befindet, geht sofort ins Tanzbein, hebt die Laune und die Magie der Künstlerin überträgt sich automatisch auf das Publikum. Wie sie am 15. März 2017 in der stylischen Berliner "Bar Tausend" unter Beweis gestellt hat. Der Club, in dem normalerweise gepflegt Cocktails bei dezenten Hintergrundmelodien geschlürft werden, wurde durch das Energiebündel Fitzroy mit ihrer Band und ihren phänomenalen Backgroundsängerinnen in einen wilden Soul-Club verwandelt, wo kein Fuß stillstand und ausgelassen zu der Live-Musik getanzt wurde.
Dabei erinnert Izo sehr stark an die (leider) kürzlich verstorbene Sharon Jones mit ihren Dap-Kings oder die deutsche Soulband Rhonda mit Frontfrau Milo Milone, die ebenfalls das musikalische Feuer im Blut tragen. Aber auch Vergleiche mit Aretha Franklin und James Brown sind durchaus angebracht und lassen darauf hoffen, dass Fitzroy nach diesem grandiosen Debütalbum noch etliche andere Alben folgen lässt. Aufgrund der kratzigen und tiefen Stimmlage könnte Fitzroy aber auch eine Schwester im Geiste von Marianne Faithfull sein. Und nicht nur das, auch zum Verwechseln ähnlich sehen sich die beiden Frauen in ihren jungen Jahren…
Erstaunlich ist nur, dass Fitzroy erst jetzt ihr erstes eignes Album herausgebracht hat. Im Netz ist (bislang) kaum etwas zu ihr zu finden. Die biographischen Details aus der Pressemitteilung sagen nur wenig über sie aus. Lediglich, dass sie in London geboren und aufgewachsen ist, um die dreißig sein müsste, ihre Wurzeln im Gospel hat - wo sie seit ihrem zehnten Lebensjahr auch in einem Gospelchor gesungen hat -, bislang als Leadsängerin zahlreicher Chöre weltweit aufgetreten ist und als professionelle Vokalistin "erst" mit 23 Jahren angefangen hat. Bei dem Talent und der Ausdrucksstärke der Britin ist es also längst überfällig, dass sie sich mit persönlichem künstlerischem Material einen Namen in der internationalen Musikszene macht. Izo Fitzroy ist ein Name, der es verdient, gemerkt zu werden!
Wodurch sich Izo Fitzroy von anderen Soul- und Funk-Künstlerinnen abhebt, ist unter anderem, dass sie neben ihrem außerordentlichen Gesang auch das Klavier bzw. die Fender Rhodes aufs Dynamischste zu spielen versteht, und dass sie sich textlich unter anderem politischen und schwierigen Themen widmet. Sei es, dass sie sich in einem Blues-Song über die Auswirkungen der Erderwärmung und dem Hurricane Katrina in New Orleans auseinandersetzt ("Day by Day") – vielleicht auch ein Grund, warum sie das Album in selbiger Stadt mit Producer Dr. Rubberfunk aufgenommen hat -, dass sie sich dem Thema Depressionen widmet ("Shadowlands"), oder sie den Aufruf startet, sich gegen die wachsende Angst und den Hass in der Welt zu positionieren ("Phoenix"). Izo Fitzroy ist ein erstaunliches Gesamtpaket: musikalisch ungemein beeindruckend und mitreißend, textlich tiefsinnig und aufrüttelnd. Auch ihre Video-Clips und Live-Mitschnitte, die im Netz zu finden sind (z.B. im The Troubadour oder im The Blues Kitchen in London), sind absolut sehenswert und vermitteln die Originalität & Ausdruckskraft dieser äußerst ungewöhnlichen Sängerin.
Live ist Izo Fitzroy allerdings nicht mehr in Deutschland zu sehen. Die Konzerte in Berlin, Frankfurt oder Stuttgart gehören schon der Vergangenheit an, demnächst ist sie dafür in ihrem Heimatland, dem Vereinigtem Königreich, zu sehen und zu hören.
AVIVA-Tipp: Izo Fitzroy sticht gleich vom ersten Ton an ins Herz, ins Tanzbein und in die Seele. Funk und Soul gepaart mit einer fantastischen Energie und einer Reibeisenstimme, die es seit Janis Joplin kaum wieder gegeben hat. Sie verursacht Gänsehaut und wird die Repeat-Taste des CD-Players zum Schmoren bringen. Ein must-have!
Izo Fitzroy
Skyline
Label: Jalapeno Records (JAL 228)
VÖ: Februar 2017
Izo Fitzroy im Netz: www.izofitzroy.com
Weiterhören auf AVIVA-Berlin:
Marianne Faithfull - No exit Die Grande Dame des Rock´n´Roll, das ehemalige Enfant terrible, präsentiert ihre besten Songs der letzten 50 (!) Jahre auf der Bühne und wirkt unglaublich anrührend, wie sie mit Gehstock auf die Bühne schreitet begleitet durch eine vierköpfige Band, von der einige Mitglieder gut als ihre Enkel durchgehen könnten (das Publikum mit ergrautem Haar ist selbstredend auch in die Jahre gekommen, und statt ausgelassenem Tanzgemenge wird gepflegt auf Bestuhlung gesessen und bestenfalls mit der Fußspitze gewippt).Sessions (2016)
Jane Monheit. Taking a Chance on Love
Elf wunderbare Songs aus legendären MGM-Film-Musicals der 40er und 50er Jahre. Die Jazz Award-Gewinnerin präsentiert Evergreens wie "Dancing In The Dark" und "Somewhere Over The Rainbow" (2004)